Die Jukebox

Einmal Musik zum Tanzen, bitte!

Die Jukebox erblickte im Jahre 1890 das Licht der Welt. Aus dem 23 Jahre vorher von Thomas Edison1 erfunden Phonographen, der zu dem Zeitpunkt bereits als automatisches Modell hergestellt wurde, wurde durch einige Umbauten der auch "Groschengrab" titulierte Vorgänger der Jukebox hergestellt. Die Hauptmodifikation des Gerätes bestand darin, dass sich der Federmotor des Phonographen erst in Gang setzte, nachdem jemand eine Münze eingeworfen hatte. Dieser so genannte "Coin-Operated Phonograph" wurde serienmäßig hergestellt und vielerorts aufgestellt – vor allem in Bars und Restaurants erfreute er sich großer Beliebtheit.

Der Begriff Jukebox setzte sich zwar erst in den 1940er-Jahren durch, aber die Vorläufer funktionierten nach dem gleichen Prinzip. Die ersten Geräte hatten noch mit der kurzen Laufzeit der Stücke und schlechter Tonqualität zu kämpfen, weswegen die ersten Modelle mit Mehrfachwählsystem und Trichterlautsprecher bald wieder vom Markt verschwanden. Auch die gleichzeitige rapide Entwicklung des Radios schränkte die Nachfrage ein. Mit der Erfindung der Schallplatte und deren Verwendung in Jukebox-Automaten wurden jedoch einige der technischen Mängel der frühen Phonographen-Modelle behoben.

Ihr ‚Goldenes Zeitalter‘ erlebte die Jukebox nach dem Zweiten Weltkrieg. Von den USA aus fand sie durch amerikanische Besatzungstruppen auch in Deutschland Verbreitung. Die Modelle der Blütezeit fielen durch jede Menge Chrom auf und waren mit beleuchtetem Plastik, Schnörkeln, Blubber-Blasen-Röhren und rotierenden Säulen geschmückt.

Für die beteiligten Firmen war es ein lukratives Geschäft: Die etwa 31000 von der Firma Wurlitzer2 zwischen 1946 und 1947 aufgestellten Automaten erbrachten wöchentliche Einnahmen von 1.300.000 Dollar, auch andere Firmen wie AMI, Seeburg und Rock-Ola brachten große Stückzahlen auf den Markt, um sich an den Gewinnen zu beteiligen. Teil der Faszination der Jukebox war auch die oft einsehbare Greif- und Abspielautomatik, die nach der Titelauswahl in Gang gesetzt wurde. Auf dem Zenit ihrer Beliebtheit war die Qualität und Auswahl der Liedtitel der aufgestellten Jukebox ein gewichtiges Kriterium in der Wahl des Ausgehlokals.

In den 1950er-Jahren nahm das Interesse an der Jukebox wieder ab, man besann sich zurück auf Häuslichkeit und Geselligkeit in der Familie. Das Design der Jukebox wurde mehr von Chrom und Glas geprägt, die frühere Farbenpracht schwand, während auch gewisse Einflüsse aus dem Auto-Design übernommen wurden. Die Modelle machten auch zunehmend Fortschritte in der Zahl der anwählbaren Titel, was durch den Austausch der alten Schellackplatten mit Singleplatten mit 45 RPM ermöglich wurde. Viele der alten und aus der Mode gekommenen Jukeboxen wurden verschrottet oder sammelten in Abstellräumen Staub.

Auch nachdem die Jukebox den Höhepunkt ihrer Beliebtheit überschritten hatte, fand sie bis in die 1980er-Jahre hinein noch in Kneipen und Imbissbuden Gebrauch. Diese verbleibenden Modelle hatten durch den ständigen Gebrauch allerdings oft Verschleißerscheinungen. Neben verschütteten Getränken, die nicht gerade zuträglich für die Elektronik sind, machen auch Nikotinablagerungen diesen Oldtimern zu schaffen.

Mit dem wieder zunehmenden Interesse an der Jukebox wurden viele der alten Modelle wieder auf Vordermann gebracht und schmücken nun bestens restauriert Wohnungen, Bars und Restaurants3 im Retro-Look. Gruppen von Jukebox-Sammlern und aufgrund des wiederkehrenden Interesses gegründete Spezialwerkstätten geben ihr Bestes, Ersatzteile zu beschaffen und Jukeboxen wieder zum Laufen zu bringen. Innerhalb der Sammlergemeinde besteht auch Interesse, die genaue Zahl der noch bestehenden Jukeboxen zu erfassen, was mit Hilfe des Internets weltweit versucht wird.

Auch die Hersteller der alten Jukeboxen bieten zum Teil Nachbauten der legendären Modelle, zum Beispiel der Wurlitzer 1015, allerdings in etwas zeitgemäßeren CD-Versionen. Auch wenn sich Wurlitzer damit nicht vor dem Bankrott retten konnte, lebt die Jukebox als Kultobjekt weiter.