Der Phonograph

Am 18. Juli des Jahres 1877 war es soweit: Der Erfinder Thomas Alva Edison1 schaffte es, ein Gerät zu entwerfen, mit dem man die menschliche Stimme sowie andere Töne einfangen und wiedergeben konnte. Indem er einen mit Paraffin überzogenen Papierstreifen benutzte, welchen er an einer Membran mit einer Nadelspitze vorbeizog, konnte er das nach Überlieferungen erste jemals aufgenommene und wiedergegebene Wort “Hello” hören. Diese Aufnahme ist heute allerdings leider nicht mehr erhalten.

Nur wenige Monate später konstruierte er dann ein Folgegerät. Die Voraussetzungen für sein Erfindertum waren günstig, denn nachdem er im Alter von bereits 22 Jahren wegen des Patentverkaufs eines Börsentelegraphen relativ wohlhabend geworden war, ließ er sich in der Nähe von New York ein neues Versuchslaboratorium bauen. Er stellte seinem Feinmechaniker Krüsi2 aus der Schweiz die Aufgabe, den von ihm skizzierten Apparat zu bauen. Der so genannte Phonograph bestand dabei aus einer Art Stahlwalze, über die ein Tonträger gespannt wurde, in diesem Fall eine Zinnfolie. Über dieser Zinnfolie wiederum wurde ein Trichter mit einer Nadel und Membran auf eine solche Art und Weise angeordnet, dass der Trichter die Folie berührte.

Was man nun tun musste, war, die Walze ein wenig zu drehen und in den Trichter zu sprechen – um nicht zu sagen: zu brüllen – damit die Nadel eine Art Punktschrift in die Walze drückte. Einen Versuch unternahm Edison mit der Aufnahme des selbst gesungenen Kinderliedes “Mary had a little Lamb“. Mit schnelleren Umdrehungen ritzte Nadel eine entsprechende Linie in die darunter liegende Stanniolschicht. Als Edison die Nadel schließlich zum Abhören auf den Ausgangspunkt setzte und zu kurbeln begann, konnte er ganz deutlich hören, was er davor von sich gegeben hatte: Es hatte geklappt! Die erste richtige Aufnahme war gelungen!

Nachdem der Apparat mit der Nummer 200521 zum Patent angemeldet und 1878 erstmals öffentlich vorgeführt wurde, wurde er zur Sensation des Jahres.

Indem Sie auf das Filmplakat klicken, können Sie einen kurzen Filmausschnitt des MGM-Films "Der große Edison"3 aus dem Jahr 1940 anschauen. Hier führt Edison, gespielt von Spencer Tracy4, den Phonographen vor den staunenden Kollegen vor – und zwar mit den ersten aufgezeichneten Worten eines Menschen. Der Filmausschnitt ist im Realvideo-Format5 und 497k groß, man benötigt also einen Real-Player, welcher allerdings ganz einfach heruntergeladen werden kann. Sowohl die Worte “Hello, hello, hello” als auch "Mary had a little Lamb" können in diesem Ausschnitt gehört werden.

Doch auf nach dem ersten erfolg entwickelte Edison den Phonographen noch weiter. So verwendete er nach der guten, alten Zinnfolie bald Wachszylinder in den verschiedensten Zusammensetzungen. Die Handkurbel wurde erst von einem Federmotor abgelöst und schließlich durch einen elektrischen Antrieb in Gänze ersetzt. Die Entwicklungen waren dabei allesamt besonders auf Klangverbesserungen ausgelegt. Der letzte Phonograph überhaupt ist im Jahre 1929 erbaut worden. Denn bereits seit einiger Zeit hatte es das so genannte Grammophon geschafft, als Neuheit auf dem ‚Technik-Markt’ die Massen in seinen Bann zu ziehen.